Eine Gemeinschaftsaktion der Kulturschaffenden und Veranstalter Bad Segebergs
Koordiniert von Kulturkontor und SZ Segeberger Zeitung.
Familienfilm
Regie: Wolfgang Groos
mit: Maren Kroymann (Karin) · Heiner Lauterbach (Gerhard) · Barbara Sukowa (Philippa) · Günther Maria Halmer (Harald) · Ercan Durmaz (Aydin)
Deutschland 2023 | 106 Minuten | ab 6
CinePlanet5, Oldesloer Straße 34
Fortsetzung der Generationenkomödie „Enkel für Anfänger“ (2020) um drei pensionierte Senioren, die es sich auf ihre Weise im Leben schwer machen. Zu dritt wollen sie einen Schülerladen managen und ihren pubertierenden Enkeln Mathe und Manieren beibringen. Zugleich stehen auch in ihrem jeweiligen Beziehungsstatus Veränderungen an. Eine weitgehend ideenlose, langatmige Komödie, die trotz gut aufgelegter Hauptdarsteller nicht an den Wortwitz und den Anspruch des Vorgängers heranreicht. - Ab 14.
2020 kam mit „Enkel für Anfänger“ eine Komödie in die Kinos, die den Generationenkonflikt zwischen Jung und Alt unterhaltsam und erkenntnisreich aufbereitete. Rüstige Rentner trafen darin auf quirlige Kinder, was Regisseur Wolfgang Groos und Drehbuchautor Robert Löhr als Anlass für witzige Bonmots über Senioren diente, die sich weigern, in Würde alt zu werden.
Nun spinnen Groos und Löhr die Geschichten der Protagonisten weiter. Karin (Maren Kroymann) hat ihren Traum wahrgemacht und ist für ein Jahr nach Neuseeland gegangen. Als sie drei Wochen zu früh zurückkehrt, hat ihr Ehemann Harald (Günter Maria Halmer) sich nicht nur einen Treppenlift angeschafft, sondern auch eine Hausfreundin, die ihn bekocht und die Wäsche macht. Karin vermutet eine Affäre und zieht kurzentschlossen zu Gerhard (Heiner Lauterbach), ihrem schwulen Freund, der noch immer unter dem Tod seines Lebensgefährten leidet.
Die alte Klage über die Jugend
Die Handlung kommt in Gang, als Karins Schwägerin Philippa (Barbara Sukowa), die flippig-sorglose Alt-68erin, den Schülerladen ihrer Tochter Annika übernimmt. Die ist hochschwanger und muss das Bett hüten. Zu dritt machen sich die Oldies nun daran, den pubertierenden Kindern Mathe und Manieren beizubringen. Doch die Heranwachsenden lassen sich nichts gefallen. Gerhard kann ein Lied davon singen, muss er sich doch von der respektlosen Yasemin allerhand Frechheiten anhören. Immerhin bietet sich ihr Vater, zufällig auch Gerhards unzuverlässiger Zeitungsbote, als neuer Lebenspartner an.
Die beste Idee des Films kommt gleich zu Beginn, noch während des Vorspanns. Da reden Kinder auf einem Spielplatz, „synchronisiert“ von Erwachsenen, darüber, wie verdorben die Jugend von heute ist. Aus Kindermund klingt das sehr absurd, und die Absicht ist klar: Die Kluft zwischen den Generationen gibt es noch immer, sie ist seit Jahrzehnten nicht kleiner geworden. Doch schon die Inhaltangabe von „Enkel für Fortgeschrittene“ macht deutlich: Hier geht es gar nicht so sehr um die Enkel und die damit einhergehenden Konflikte, sondern um die Hauptfiguren des ersten Teils. Also jene Best Ager, die sich in ihrem Wohlstand eingerichtet haben und nun aus Langeweile ihre Probleme selbst erschaffen.
Was bleibt von den großen Träumen?
Man muss nur einmal auf Gerhards schicke, modern eingerichtete Altbauwohnung achten, die ihn gleichwohl nicht zu einem glücklichen Menschen macht. Auch seine Marotte, jeden Tag eine andere Einspielung der Matthäus-Passion anzuhören, ist ihm nur Verpflichtung, keine Freude. Seine zynische Misanthropie sichert Heiner Lauterbach erneut gelungene Sprüche, und auch die Verkupplung mit seinem türkischstämmigen Zeitungsboten, inszeniert von zwei Schülern, ist mitunter sehr komisch.
Dass der pensionierte Mediziner allerdings eine langweilige Party mit stimmungsfördernden Medikamenten aufpeppt, gehört eindeutig zu den Fehlgriffen dieses Films. Noch liebloser wird Karins vorgebliche Ehekrise ausgebreitet. Nicht nur, dass man über ihren fast einjährigen Neuseelandaufenthalt, die Erfüllung eines großen Traums, nichts erfährt. Die Andeutungen, dass Harald fremdgehen könnte, sind ebenso albern wie lauwarm inszeniert.
Der größte Fehler von „Enkel für Fortgeschrittene“ aber liegt darin, eine der Hauptfiguren aus heiterem Himmel sterben zu lassen und aus der Urnenbestattung eine geschmacklose Slapsticknummer zu machen, die in „The Big Lebowski“-Manier endet. Dass Rentner ihren Lebensabend nicht genießen dürfen und noch vor der Erreichung des deutschen Durchschnittsalters sterben, ist eine gemeine Idee. Und garantiert nicht lustig.
Michael Ranze, FILMDIENST